Bürgerbusse
Das Leben in den ländlichen Gemeinden Baden-Württembergs ändert sich. Durch den demografischen Wandel und die Re-Urbanisierung nimmt die Bevölkerung dort ab. In der Folge ziehen sich Nahversorgungseinrichtungen, Ärzte und Apotheken zurück. Damit steigen die Mobilitätsbedürfnisse der verbleibenden Bewohner. Insbesondere mobilitätseingeschränkte Menschen, Ältere, aber auch Kinder und Jugendliche brauchen verlässliche ÖPNV-Angebote. Doch unter diesen Rahmenbedingungen wird es für Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen immer schwieriger, einen Linienverkehr wirtschaftlich zu betreiben. Vielerorts gibt es daher Initiativen, Lücken im Nahverkehr durch bürgerschaftlich organisierte Angebote zu schließen - oft unter der Bezeichnung Bürgerbus. Die NVBW und das Kompetenzzentrum Innovative Angebotsformen im ÖPNV beraten dazu interessierte Kommunen, Verkehrsunternehmen und engagierte Bürger. Die Website buergerbus-bw.de informiert über das Konzept der Bürgerbusse und weitere ehrenamtlich getragene Angebote. Interessenten erhalten dort zudem praktische Tipps zur Projektgründung.
Ehrenamtliches Engagement im ÖPNV
Grundlage für die Bürgerbusvereine in Baden-Württemberg ist die aus England und den Niederlanden stammende Idee „Bürger fahren für Bürger“. Sie basiert auf dem Prinzip des Ehrenamtes. In den Bürgerbus-Vereinen engagieren sich Menschen für den öffentlichen Nahverkehr und sichern Mobilität überall dort, wo ein regelmäßiger Linienverkehr wirtschaftlich nicht tragbar ist, etwa in ländlichen Regionen und Stadtrandlagen oder zu Zeiten außerhalb des Berufsverkehrs.
Eine Idee setzt sich durch
Schon 1986 ging der erste Bürgerbus Baden-Württembergs in Betrieb. Das Projekt in der Gemeinde Schlier im Kreis Ravensburg beschränkte sich allerdings auf Fahrten für Sportler. Seit 2001 gewinnt die Bürgerbus-Idee mit der Gründung des Bürgerbusvereins Salach e.V. im Landkreis Göppingen an Fahrt. Das ehrenamtlich getragene ÖPNV-Angebot ist seit Betriebsbeginn 2003 fest etabliert und findet inzwischen landesweite Nachahmung in über 40 Bürgerbusprojekten. Dabei ist der Bürgerbus ein fester Bestandteil des öffentlichen Personennahverkehrs und ergänzt das reguläre Bus- und Bahnangebot. Als Kleinbus mit acht Sitzplätzen verkehrt er nach festgelegten Fahrplänen und bedient festgelegte Haltestellen. Im September 2014 gründete sich der Landesverband proBürgerbus Baden-Württemberg: ein wichtiger Schritt, um die Bürgerbusse im ÖPNV Baden-Württembergs zu etablieren.
Vielfältige Varianten
Nicht nur die Zahl der ehrenamtlich getragenen Ergänzungsverkehre ist in den letzten Jahren stark gestiegen, auch die Zahl der Varianten nimmt zu. Eine Änderung des Personenbeförderungsgesetzes Anfang 2013 hat den Start solcher Angebote vereinfacht. Ein Beispiel ist das Bürgerrufauto, wie es etwa in Meckenbeuren im Zuge des Pilotprojekts „emma – e-mobil mit Anschluss“ ins Leben gerufen wurde.
Mit den verschiedenen Konzepten können unterschiedliche Anforderungen und Möglichkeiten vor Ort besser berücksichtigt werden. Gleichzeitig brauchen auch diese Projekte einen sinnvollen Rahmen. Die NVBW hat dazu mit dem Verkehrsministerium und weiteren Ressorts das Grundlagenpapier „Bürgerbusse und Gemeinschaftsverkehre“ erarbeitet, das die Grundtypen solcher Mobilitätsangebote beschreibt.
Unterstützung und Förderung
Das Land stellt zusätzlich zur Busförderung Fördermittel speziell für Bürgerbusfahrzeuge bereit. Seit 2015 werden auch die Kosten für den Linienbetrieb erforderlichen „Personenbeförderungsschein“ für ehrenamtliches Fahrpersonal übernommen. Für die auf Vorbestellung verkehrenden Bürgerrufautos wurde aus Landesmitteln ein Programm entwickelt, das bei Tourenplanung und Betriebsabwicklung unterstützt.
Darüber hinaus wurden im Rahmen des Wettbewerbs „Elektromobilität im ländlichen Raum“ Elektrofahrzeuge und Ladeinfrastruktur für Bürgerbusse gefördert. Im Herbst 2014 ging schließlich das Pilotprojekt E-Bürgerbus an den Start.
Über das Kompetenzzentrum bietet die NVBW Unterstützung bei der Entwicklung von Bürgerbussen und ähnlichen Angeboten, unter anderem bei der Konzeptentwicklung, bei Finanzierungsfragen oder bei der Projektkommunikation. Denn auch wenn der finanzielle Aufwand für ein Bürgerbusprojekt im Vergleich zu anderen Maßnahmen im ÖPNV gering ist, muss das Angebot gut gestaltet sein, um seinen Zweck zu erfüllen. Dabei kommt hinzu, dass ein Bürgerbus nicht nur ein „Verkehrsthema“, sondern auch ein soziales Projekt ist.
Bürgerbus-Website
Auf der Website buergerbus-bw.de bündelt die NVBW alle Informationen über die bestehenden Bürgerbus-Projekte in Baden-Württemberg. Interessierte finden hier aktuelle Meldungen, gute Praxisbeispiele und umfangreiche Informationen sowie einen Praxisleitfaden zur Gründung eigener Projekte.
Downloads
- BürgerBusse in Fahrt bringen (5 MB)
- Pressemitteilung: Gründung des Landesverbands proBürgerbus (146 KB)
- Informationsbroschüre "BürgerBusse in in Fahrt bringen" (4 MB)
- Erfolgreiche Landesförderung für Bürgerbusse wird fortgesetzt (132 KB)
- Grundlagenpapier „Bürgerbusse und Gemeinschaftsverkehre (6 MB)
- BürgerMobil fährt emma – ab sofort in Meckenbeuren (388 KB)
- Kurzinformation "e-Bürgerbus im Praxistest" (1 MB)
- Kurzinformation „Das Planungstool ‚S.RufMobil‘" (2 MB)
- Mit dem Bürgerbus in die Fahrplanauskunft (1 MB)